Drei Erfolgsgeschichten
Das Naba`s Café hilft Menschen, ein Teil der Gesellschaft zu sein, gibt ihnen Halt, Arbeit und Selbstständigkeit. Hier erzählen drei von ihnen ihre ganz persönliche Geschichte.
Yvonne Becker
„Es tut mir gut, eine Aufgabe zu haben“
Wer Yvonne Becker bei der Arbeit sieht, merkt schnell, dass hier jemand ist, der sich gefunden hat und der glücklich ist. Am Kiosk der Realschule Neue Friedrichstraße hilft die 40-Jährige seit mehr als vier Jahren aus – und ist für die Schülerinnen und Schüler längst zu einer wichtigen Begleiterin geworden. „Man kennt mich hier“, sagt Becker mit einem Lächeln im Gesicht.
Drei Tage in der Woche ist sie mit ihren Kollegen dafür verantwortlich, dass alle satt werden, schmiert Brote, kocht, putzt, räumt auf. „Ich arbeite gerne mit Menschen – und klar, gerade mit den Schülern muss man auch schon einmal etwas strenger sein, wenn sie mal wieder viel zu wild sind.“
Im Schulkiosk hat Yvonne Becker ihr ganz persönliches Refugium gefunden, einen Ort an dem sie so sein kann, wie sie ist. Ganz bewusst verzichtet sie dabei auf eine feste Anstellung und arbeitet lieber ehrenamtlich. „Ich habe hier nicht den Druck wie bei einem regulären Job und nicht das Gefühl, jeden Tag einfach nur funktionieren zu müssen“, sagt sie. Dafür pendelt sie täglich aus Velbert nach Wuppertal. „Es gefällt mir, dass im Naba`s Café viele unterschiedliche Menschen die Chance bekommen, sich auszuprobieren und ihren Platz zu finden.“ Und auch von den Schülern bekommt die 40-Jährige viel zurück. An manche Begebenheiten erinnert sie sich besonders gerne: „Ein Schüler ist einmal nach den Ferien zu mir gekommen und hat mir erzählt, er habe versucht, die Brote genauso lecker zu machen, wie hier bei uns. Aber er habe es einfach nicht geschafft“, erzählt sie. Dann muss sie wieder los – in wenigen Augenblicken ist große Pause, und bis dahin muss noch einiges vorbereitet werden.


Martin Grüne
Vom Hobby zum Beruf
Irgendwann war für Martin Grüne klar, dass es so nicht weitergeht. Die Ausbildung zum Fremdsprachenkorrespondent schließt er noch ab, aber danach ist Schluss. Eine psychische Erkrankung wirft ihn aus der Bahn, es folgen Klinikaufenthalten und die Erkenntnis, dass er sich einen anderen Job suchen muss. „Das war damals schon eine schwierige Zeit und sicher erst einmal auch eine Enttäuschung“, sagt Grüne.
Nach einem Jahr Auszeit beginnt der heute 37-Jährige, sich langsam sein neues Leben aufzubauen. Erst mit Praktika, zum Beispiel in der Niederbergischen Werkstatt zur Arbeitsförderung in Velbert, wo er später für viele Jahre auch einen Job findet. „Ich bin dort vor allem in der Produktion gewesen, habe Teile montiert, Fahrräder und Sirenen.“ Doch je besser es Grüne geht, desto mehr merkt er, dass er hier auf Dauer nicht genügend ausgelastet ist. Mit der Zeit findet er die Lösung – und macht kurzerhand seinen Beruf zum Hobby und sein Hobby zum Beruf. Fremdsprachen bleiben ein wichtiger Teil seines Lebens, aber die Hauswirtschaft wird sein neues Tätigkeitsfeld. Auch hier beginnt er erst einmal mit Praktika – bis er schließlich im Januar 2016 im Rahmen eines Praktikums auf das Naba´s Café stößt. „Ich wusste sofort, dass ich hier gerne bleiben möchte und habe mich von Anfang an wohl gefühlt.“ Als Inklusionsbetrieb ermöglicht das Café ihm, seit April 2016 eine feste Stelle zu haben, mit einem eigenen Aufgabenbereich. „Ich bin hier als ungelernte Küchenhilfe für die Reinigung der Tische und Böden zuständig, räume auf, trage Teller und helfe auch schon mal bei der Bedienung, wenn es gerade besonders voll ist.“ Immer wieder hat Grüne auch Kontakt mit Gästen, was ihm bei seiner Arbeit besonders gut gefällt. „Für den Moment bin ich angekommen, so viel weiß ich sicher“, sagt er.
Kevin Rapp
Endlich selbstständig
So wie seine Eltern, so wollte Kevin Rapp sein Leben nicht leben. Zuhause bekommt er mit, was es bedeutet arbeitslos zu sein, keine Perspektive zu haben. Also nimmt der 24-Jährige sein Leben schon früh selbst in die Hand: wechselt von einer Schule für Behinderte auf eine Förderschule und schließlich aufs Berufskolleg, wo er seinen Hauptschulabschluss nachholt. Macht danach eine Ausbildung zum Beikoch, die er 2015 abschließt. „Ich habe eigentlich immer etwas gemacht und mir immer eine neue Herausforderung gesucht“, sagt er.
Diesen eigenen inneren Antrieb zu haben, war für ihn immer völlig normal. „Ich war in der Schule nicht der Beste, aber auch nicht der Schlechteste – das hat mir zusätzlich Mut gemacht und mich angespornt.“ Mit der Gastronomie in Kontakt kommt er das erste Mal in der Schule. „Da gab es ein Restaurant in dem ich mitgearbeitet habe, da habe ich zum ersten Mal gedacht: Das könnte was für dich sein.“
Doch nach der Ausbildung ist es schwer für ihn, etwas zu finden. Er macht viele Praktika und sucht, doch findet zunächst nichts. Auch seine Freunde und Bekannte wissen, dass er dringend einen Job haben möchte – und genau hier findet sich schließlich die Lösung. „Eine Freundin hat mir vom Naba`s Café erzählt, und dass hier eine Stelle frei ist.“ Kevin Rapp schreibt sofort eine E-Mail, arbeitet eine Zeit lang als Praktikant und wird am Ende fest eingestellt. „Ich bin jetzt seit mehr als einem Jahr hier und durch meinen Beruf endlich selbstständig, so wie ich es immer sein wollte. Ich habe eine eigene Wohnung, gehe am Wochenende gerne ins Stadion zum Fußball und treffen Freunde.“ Und auch die Arbeit macht ihm Spaß. Als „Fachkraft Küche, ehemals „Beikoch“, kümmert er sich um das Gemüse und die Salate, kontrolliert das Lager und ordert neue Ware. „Es ist eigentlich immer etwas zu tun und wird nie langweilig. Und was ich besonders an meinem Job hier mag: Es ist nicht so unpersönlich und hektisch wie in einem Schnellrestaurant.“
